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Neurologische Manifestationen bei Post-COVID

Was ist neu in der aktuellen Leitlinie der DGN?

Anfang 2024 wurde die vollständig überarbeitete S2k-Leitlinie „Neurologische Manifestationen bei COVID-19“ (AWMF-Registernummer 030/144, vom 15.1.2024, gültig bis 14.1.2029), herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), veröffentlich. Einige der gegenüber der vorherigen Version neuen Aussagen werden hier zitiert.

Aus gutachtlicher Sicht interessant ist etwa die Erkenntnis, dass sich Riechstörungen nach COVID-19 bei mehr als 85 % der Betroffenen binnen 6 Monaten weitgehend zurückbilden.

Weiter wird betont, dass die Diagnose COVID-19-bedingter kognitiver Störungen der Absicherung der stattgehabten SARS-CoV-2-Infektion und einer psychometrischen Objektivierung kognitiver Leistungseinbußen bedarf. Davon abzugrenzen sind subjektive kognitive Beschwerden ohne objektivierbare kognitive Leistungsminderungen, wie sie häufiger bei Personen mit emotionalen Belastungen (Depressivität, Ängste, posttraumatische Belastungsstörungen) beklagt werden. Anzumerken ist, dass diese Aussagen gerade aus gutachtlicher Sicht relevant sind.

Zu neurologischen Manifestationen bei Post-COVID wird in der Leitlinie jetzt ausgeführt:

Die Definition von Long-COVID oder Post-COVID erfolgt anhand zeitlicher Kriterien; Beschwerden treten unabhängig vom Schweregrad der Akutinfektion auf.

Unterschieden werden müssen Symptome, deren Auftreten gehäuft nach SARS-CoV-2-Infektion beschrieben wird, von bekannten neurologischen Krankheitsbildern, die nach COVID-19 auftreten können.

Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Fatigue, Kopfschmerzen, Myalgien und Neuropathien werden von Patienten auch noch drei Monate nach der akuten SARS-CoV-2-Infektion beschrieben. Eine umfassende Diagnostik ist anzustreben.

Die genauen pathophysiologischen Mechanismen sind bislang noch unbekannt. Diskutiert werden psychosoziale Faktoren, metabolische Veränderungen, eine postinfektiös fortbestehende Entzündung oder Koagulopathie sowie (virusgetriggerte) immunvermittelte Mechanismen.

Es existiert aktuell keine kausale Therapie. Bei laborchemischen Hinweisen auf einen autoimmunologischen Erkrankungsmechanismus kann (möglichst in kontrollierten Studien) immunmodulatorisch behandelt werden.

Die COVID-19-Impfungen schützen auch vor Post-COVID-Beschwerden.

Aufgrund der Vielzahl der Symptome, die bei Post-COVID auftreten können, sind eine interdisziplinäre Behandlung und weitere Versorgung des Patienten anzustreben.


Zur Rehabilitation heißt es:

Ambulant können bei COVID-19-bedingter Fatigue-Symptomatik oftmals durch Trainingsbehandlung sowie durch kognitive Verhaltenstherapie zur Modifikation Fatigue-begünstigender Faktoren gute Funktions- und Teilhabe-Verbesserungen erreicht werden.

Post-Covid-Betroffenen mit einer ausgeprägten belastungsinduzierten Symptomverschlimmerung (postexertionelle Malaise, PEM) bedürfen einer Betreuung, die darauf ausgerichtet ist, die Betroffenen im Umgang mit der Erkrankung und einem Alltag- und Teilhabe-förderndem Selbstmanagement zu schulen.


https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-144l_S2k_Neurologische_…

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden