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Vorsicht beim Ultraschall-Screening der Halsschlagadern!

Aus neurologischer Sicht ist ein Screening der Halsschlagadern mittels Ultraschall ein zweischneidiges Schwert, erklärte Felix Schlachetzki, Chefarzt Zentrum für Vaskuläre Neurologie und Intensivmedizin, Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg, medbo Bezirksklinikum Regensburg, auf der Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) am 1. Dezember 2020.

Durch Erkennen früher Gefäßwandveränderungen in der dritten bis siebten Lebensdekade wie Intima-Media-Dicke und Plaques an den Carotiden kann im Sinne der Primärprävention ein potentes medizinisches Regime mit für den Patienten sichtbaren Targets („Ich zeige Ihnen Ihr Gefäßalter“) initiiert werden. Hier hilft ein breites Screening bei versierten Ultraschall-Diagnostikern. „Die Ultraschall-Untersuchung der
Halsschlagader ist eine breit verfügbare Technik, um das individuelle Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, insbesondere für Schlaganfälle, abzuschätzen“, so Schlachetzki.

Beim Nachweis hämodynamisch relevanter Stenosen sollte jedoch ein Aktionismus vermieden werden, sondern die Patienten sollten zu neurovaskulären Spezialisten (insbesondere Neurologen oder Angiologen, die auch intrakranielle Gefäße beurteilen können) oder neurovaskulären interdisziplinären Zentren (Neurologie, Gefäßchirurgie, Neuroradiologie, gegebenenfalls Angiologie) überwiesen werden. Hier sollte die Carotisstenose in Gesamtschau des neurovaskulären Systems evaluiert werden und es sollte eine sorgfältige Abwägung zwischen konservativen und operativen Therapien (oder beidem) unter Kenntnis der jeweiligen Erfolgsaussichten und Komplikationen erfolgen, forderte ­Schlachetzki. Dabei seien die möglichen Komplikationsraten einer Carotis-Operation beziehungsweise eines Carotis-Stents von ein bis drei Prozent zu berücksichtigen.

Ein „Bypass“ des Patienten mit einer Carotisstenose am Neurologen beziehungsweise den neurovaskulären Spezialisten vorbei zu einer Operation oder Stent-Therapie sei dagegen strikt
abzulehnen und für den Patienten gefährlich.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden