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Teprotumumab, ein IGF-I-Rezeptor-Antikörper zur Behandlung der Augenveränderungen bei der Basedow-Erkrankung führte in über der Hälfte der Fälle zu persistierenden Hörschäden

Über Teprotumumab wurde im DGE-Blog mehrfach berichtet, so erstmals am 14. Mai 2017 (2) über die Publikation im New Engl. J. Med. vom 4. Mai 2017 mit unserem DGE-Mitglied George Kahaly als Co-Autor (3), in welchem ein guter klinischer Erfolg mit dem ursprünglich zur Krebstherapie entwickelten IGF-I-Rezeptor – Antikörper Teprotumumab bei der Endokrinen Orbitopathie beschrieben wurde. Damals wurden als unerwünschte Nebenwirkung Blutzuckeranstiege bei Diabetespatienten mitgeteilt. Auf dem 88. Jahrestreffen der Amerikanischen Schilddrüsengesellschaft in Washington, DC trug George Kahaly die Nachbeobachtungsergebnisse dieser Studie vor. Der positive Effekt auf die Augen hielt nach 72 Wochen, d.h. bis zu 48 Wochen nach Therapieende bei etwa der Hälfte der Patienten an (4). Als die häufigsten unerwünschte Nebenwirkungen wurden Nausea, Muskelkrämpfe, Diarrhoen und Hyperglykämien beschrieben Auf dem Jahreskongress 2019 der American Association of Clinical Endocrinologists (AAE) in Los Angeles berichtete Raymond S. Douglas über die Phase II und III – Studien und erwähnte eine Hörminderung in 9.8% vs. 0% unter Plazebo (5 ,6). Kurz darauf, am 16. Dezember 2019 empfahl das Advisory Board der U.S. Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung von Teprotumumab für die aktive Endokrine Orbitopathie (7). Diese erfolgte am 22. Januar 2020 (8). Im Bericht des Advisory Board wird auch der Hörverlust als unerwünschte Nebenwirkung beschrieben. Bis dahin wurde die Häufigkeit einer Hörverminderungen bis zum Verlust in 10% publiziert. In der neuen Studie, die in dem Abstract Nr. 22 des diesjährigen ATA-Kongresses veröffentlicht wurde (1), sind die Zahlen aber viel gravierender (s.o.).

Kommentar

Nach dem Bericht im DGE-Blog vom 14. Mai 2017 erhielt der Referent zahlreiche Anfragen von EO-Patienten aus Deutschland, ob bzw. wo sie die neue Therapie erhalten könnten. In die Studien dafür waren aber nur frische EO-Patienten (innerhalb von 6 Monaten nach Beginn) aufgenommen worden und die Rekrutierung der Patienten war in Deutschland auch weitgehend abgeschlossen. In den USA wollten EO-Patienten diese bereits zugelassene Therapie auch dann weiter erhalten, als die Nebenwirkungen auf das Gehörsystem bekannt wurden; der Effekt auf die EO war für sie offenbar von höherer Bedeutung. Weitere Langzeitstudien werden zeigen müssen, wie das Nutzen-Risiko-Verhältnis für Augen vs. Gehörsystem schlussendlich ausfallen wird.

Helmut Schatz

Publiziert am 5. November 2021 von Prof. Helmut Schatz
Pressemitteilung Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie