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Lagerungsart und -zeit des Zahns beim dentalen Trauma entscheidend

Beim dentalen Trauma mit einer Avulsion (traumatischem Ausriss) von Zähnen kommt der Frage nach der extraoralen Lagerungsart (trocken oder feucht) bzw. der Lagerungszeit (Minuten, Stunden) entscheidende Bedeutung zu, da hiermit die Prognose, insbesondere die Langzeitprognose des Zahnes nach Replantation, abgeschätzt werden kann, erklärte Dirk Nolte von der Praxisklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in München auf dem 11. Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie-Update-Seminar am 24. und 25. Januar 2020 in Wiesbaden.

Grundsätzlich gilt, dass avulsierte Zähne als Sofortmaßnahme zuallererst zellphysiologisch zu lagern sind (isotone Kochsalzlösung; wenn vorhanden Zahnrettungsbox), bevor mit der Anamnese und der zahnmedizinischen Versorgung begonnen wird.

Eine extraorale (!) Lagerungszeit von unter 15 Minuten wird als sehr günstig, eine Lagerungszeit von unter 30 Minuten noch als günstig für den Zustand des parodontalen Ligamentes eingeschätzt, während eine extraorale Lagerungszeit von mehr als 60 Minuten ein Hinweis
für eine langfristig ungünstige Prognose des Zahns darstellt. Dennoch können sogar avulsierte Zähne mit mehr als 60 Minuten trockener Lagerungszeit ganz normal heilen, sodass auch bei solchen Fällen immer die Replantation des Zahnes versucht werden sollte, berichtete Nolte.

Kommentar

Kenntnisse über die Prognose bei verschiedenen Lagerungsarten und -zeiten avulsierter Zähne können auch aus gutachtlicher Sicht wichtig sein – etwa bei einem Arzthaftungsprozess, wenn dem erstversorgenden (Not-)Arzt nach oralem Traum mit Zahnverlust ein entsprechender Behandlungsfehler vorgeworfen wird.

(Lauridsen E, Andreasen JO, ­Bouaziz O, Andersson L: Risk of ankylosis of 400 avulsed and replanted human teeth in relation to length of dry storage. A reevaluation of a long-term clinical study. Dent Traumatol 2019)

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden

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