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Differenzierte Therapiekonzepte bei Endometriose

Grundsätzlich sollte sich der Therapieansatz bei Endometriose nach den individuellen Bedürfnissen der Patientin richten, ohne dabei in eine iatrogene Beliebigkeit abzugleiten, forderte Andreas D. Ebert von der Praxis für Frauengesundheit, Gynäkologie und Geburtshilfe in Berlin auf dem 14. Gynäkologie-Update-Seminar am 24. und 25. März 2023 in Berlin.

Endometriose ist als chronische, proliferativ-invasive, hormonabhängige Erkrankung der Gebärmuttergewebe mit nachfolgender, sehr individueller und bisher nicht prognostizierbarer Beteiligung der sie umgebenden Organstrukturen (z. B. Peritoneum) zu verstehen. Es gilt daher, mit der betroffenen Frau (und auf Wunsch ggf. auch gemeinsam mit ihrem Lebenspartner) zu klären, ob eine Therapie wegen der akuten oder chronischen Endometriose-assoziierten Schmerzen oder wegen eines primär oder sekundär unerfüllten Kinderwunsches erfolgen soll. Dies gilt auch für die tief-infiltrierende Endometriose. Schon die Klärung dieser „einfachen Lebensfragen“ belegt die umfassende Bedeutung einer suffizienten Anamnese für die Festlegung einer adjuvanten Therapie, betonte Ebert.

Vor einer adjuvanten Therapie sollte die konsequente operative Sanierung der Endometriose mit histologischer Sicherung, Stadioneinteilung und Überprüfung des tubo-ovariellen Apparates bei aktuellem und/oder prospektivem Kinderwunsch stehen. Die Patientin müsse umfassend informiert und Teil des Teams sein, so Ebert.

Falls eine Therapie wegen unerfülltem Kinderwunsch erfolgt, sollte auf endokrine Maßnahmen verzichtet werden, da diese die Fertilität nicht verbessern. Die Ausnahme von der Regel stellt der Einsatz der GnRH-Analoga im Rahmen der IVF/ICSI-Behandlung dar (Lang- oder Ultralang-Protokoll).

Derzeit gilt die operative Therapie als effektiv. Aus dem biologischen Verständnis der Endometriose leitet sich ab, dass die individuelle Kombination operativer, medikamentöser bzw. endokriner sowie ggf. komplementärmedizinischer Therapieansätze optimal wäre.

Therapiebedürftig sind in erster Linie symptomatische Endometriose-Befunde. Eine wichtige Ausnahme hiervon bildet die Ureter-Endometriose mit drohender oder vorhandener Hydronephrose (ohne stumme Niere), da auch bei Symptomlosigkeit die Funktion der Niere gefährdet ist. Bei der Ureterolyse muss dann so sparsam wie möglich mit der Elektrokoagulation umgegangen werden.

Komplexe urogenitale oder intestinale Operationen bei tief-infiltrierender Blasen- und/oder Harnleiter-Endometriose bzw. bei rektovaginaler Endometriose und/oder sonstiger Darm-Endometriose sollten interdisziplinär – nach gemeinsamer präoperativer Befundbesprechung – durchgeführt werden.

Die Frage, ob asymptomatische ovarielle Endometriome (beliebiger Größe) operiert werden müssen, ist derzeit noch offen, obwohl von einer Art von intraovariellem Kompartmentsyndrom mit entsprechenden Konsequenzen für das verbliebene gesunde Ovarialgewebe auszugehen ist, erklärte Ebert.G.-M. Ostendorf, Wiesbaden