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Sozialmedizinische Therapie bei psychischen Erkrankungen

Michael Linden & David Schymainski, 165 Seiten, gedruckte, kartonierte Ausgabe, 34,00 €.
Als E-Book 33,99 €.
ISBN 978-3-17-045405-7
Stuttgart: Kohlhammer Verlag.

Die Behandlung psychischer Erkrankungen ist bestenfalls immer auch sozialmedizinisch orientiert – dies ergibt sich schon durch das breit anerkannte bio-psychosoziale Verständnismodell psychischer Störungen. Linden und Schy­mainski unterstreichen dies auch in ihrer Heranführung an die in dieser Veröffentlichung beschriebene sozialmedizinische Behandlungsperspektive.

Die Autoren legen dann ein umfassendes Glossar sozialmedizinischer und sozialpsychiatrischer Konzepte, Angebote und Dienste vor, jeweils begleitet von Hinweisen dazu, wann diese indiziert sind und wie Behandelnde im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung oder im Setting einer ambulanten Psychotherapie ihre Patientinnen und Patienten konkret bei deren Inanspruchnahme und ggf. Beantragung unterstützen können. Ergänzend sind kurze Fallvignetten zur Illustration typischer Behandlungssituationen beigefügt. Erläutert werden beispielsweise stationäre Krankenhaus- und Reha-Behandlungen ebenso wie ambulante Unterstützungsoptionen im Alltag, rechtliche Betreuungen, Hilfen beim Wohnen und eine Reihe hilfreicher Checklisten und Skalen.

Dennoch ist das Buch ausreichend übersichtlich und entsprechend als Nachschlagewerk für behandelnd Tätige geeignet, die einen Gesamtbehandlungsplan im Blick haben und weitere beteiligte Stellen mit dem Ziel der passgenauen individuellen Hilfen koordinieren wollen. Dazu passend überwinden die Autoren in ihren Texten psychotherapieschulen-, berufsgruppen- oder versorgungssektorenspezifisches Denken und Vokabular mithilfe konkreter Vorschläge zur interdisziplinären Problemlösung.

Die Veröffentlichung ist deshalb zunächst ein wichtiger Baustein zur Verbesserung der Behandlungsqualität, die sich schon daraus ergeben kann, dass Behandelnde zukünftig als noch besser informierte Ansprechpersonen bereitstehen können, wenn ihre Patientinnen und Patienten z. B. zu einer Begutachtung eingeladen oder Stellungnahmen und Befundberichte durch Behörden oder Gerichte
eingeholt werden. Dies ist dann im Weiteren auch ebenso für die Gutachtertätigkeit von Belang, wenn diese Stellungnahmen dann möglicherweise zukünftig sozialmedizinisch noch fundierter sind und die gelegentlich zu beobachtende Kluft zwischen Einschätzungen von Behandelnden und Begutachtenden seltener wird.

Darüber hinaus wird das Buch auch in Aus- und Weiterbildung Verwendung finden können. Gerade von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten werden sozialmedizinische Kenntnisse nach neuen Ausbildungsrichtlinien wesentlich konkreter gefordert als vor der Gesetzesreform 2020 (vgl. entsprechende Beiträge dazu auch hier im MedSach) und auch im Hinblick auf mögliche zukünftige Versorgungsmodelle jenseits der bisherigen Sektorengrenzen fehlte bislang ein pragmatisch zusammengestelltes Kompendium des hochspezialisierten, aber nicht immer sofort intuitiv zu begreifenden deutschen Gesundheits- und Sozialsystems in diesem Bereich. Dieses kann glücklicherweise ab sofort in Form der Veröffentlichung von Linden und Schymainski auch als Begleitliteratur zu Ausbildungslehre und Fallsupervision empfohlen werden.

F. Aßhauer, Hamburg