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Fatigue als unterschätztes Leitsymptom bei Rheuma

Fatigue zählt zu den häufigsten und oft belastendsten Symptomen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen – und bleibt dennoch oft unbeachtet. Betroffene beschreiben Fatigue als anhaltende, lähmende Erschöpfung, die weit über alltägliche Müdigkeit hinausgeht. Sie schränkt Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und soziale Teilhabe massiv ein – häufig stärker als die Gelenkbeschwerden.

„Fatigue ist kein psychosomatisches Randthema, sondern ein zentrales Symptom rheumatischer Erkrankungen – das intensiver systematisch erforscht und behandelt werden muss“, betonte Andreas Schwarting, Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V. (DGRh) und Leiter des Schwerpunktes Rheumatologie und klinische Immunologie an der Universitätsmedizin Mainz. Allein die Tatsache, dass die Erfassung der Fatigue durch subjektive Fragebögen erfolge und es noch keinen objektiven Test zur Diagnosesicherung gebe, verdeutliche die Komplexität der Symptomatik.

Neue Studien geben zwar Hinweise auf mögliche Pathomechanismen, die zu Fatigue führen könnten. Klinisch existiert bislang jedoch keine gezielte Therapie gegen Fatigue; Kortison, Biologika oder Schmerzmittel lindern die Erschöpfung meist nur begrenzt.

Erste Ansätze testen nun spezifische Antikörpertherapien, die Entzündungsprozesse im Gehirn dämpfen oder den Zellstoffwechsel stabilisieren sollen. Auch der Einsatz von Biomarkern zur personalisierten Steuerung der Therapie wird intensiv erforscht.

Schwarting forderte, Fatigue systematisch in die Diagnostik und Versorgung von Rheumapatienten zu integrieren. „Wir brauchen eine multidimensionale Betrachtung, die Fatigue ebenso ernst nimmt wie Schmerzen oder Funktionseinschränkungen“, betonte Schwarting.

Anzumerken ist, dass Fatigue bei der Begutachtung der (beruflichen) Leistungsfähigkeit von Probanden mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen entsprechend berücksichtigt werden muss – auch wenn die Objektivierung der dadurch bedingten Leistungseinschränkung problematisch ist.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden