Unter dem in Deutschland gebräuchlichen Begriff „periradikuläre Therapie“ (Abkürzung „PRT“) wird definitionsgemäß eine bildgeführte transforaminale Injektion in den Epiduralraum an eine definierte Nervenwurzel verstanden. Der nicht seltene Gebrauch der Abkürzung „PRT“ als Überbegriff für jegliche Art von Injektion in der Nähe der Wirbelsäule ist dagegen nicht zulässig.
Weiter werden die wichtigsten Empfehlungen in 45 Punkten übersichtlich zusammengefasst. Hier einige gerade aus gutachtlicher Sicht wichtige Punkte:
· Interlaminäre Injektionen sollten nicht bei Rückenschmerzen ohne morphologisches Korrelat bzw. ohne radikuläre Komponente durchgeführt werden.
· Eine epidurale Injektion kann bei akuten, subakuten und chronischen Schmerzen durchgeführt werden. Eine für jeden Patienten individuelle Entscheidung über den Zeitpunkt, wann eine epidurale Injektion angeboten wird, ist notwendig.
· Bei Patienten mit chronischen Schmerzen sollten vor einer epiduralen Injektion eine medikamentöse Therapie sowie Physiotherapie erfolgt sein.
· Bei Patienten mit chronischen Schmerzen sollte die epidurale Injektion in ein interdisziplinäres Gesamtkonzept, basierend auf dem biopsychosozialen Modell, eingebettet werden.
· Komplikationen nach epiduralen Interventionen sind insgesamt sehr selten; es sind aber sehr schwere Komplikationen in Fallberichten in der Literatur beschrieben.
· Bei interlaminären Injektionen besteht ein nicht zu vernachlässigendes Risiko eines epiduralen Hämatoms.
· Nach einer Intervention soll der Patient neurologisch untersucht und überwacht werden, um frühe Komplikationen zu erkennen.
· Es sollte eine Rückmeldung des Patienten (persönlich, schriftlich, telefonisch) innerhalb der ersten 14 Tage nach der Intervention erfolgen, um späte Komplikationen zu erkennen.
· Eine Wiederholung derselben epiduralen Injektion sollte nur bei zuvor positivem Ansprechen (z. B. Reduktion der VAS um mindestens 2 Punkte) mit nicht ausreichender Wirkung oder bei wiederkehrenden Beschwerden erfolgen, im Abstand von mindestens 1 bis 3 Wochen zur vorherigen Injektion.
· Eine Wiederholung derselben Injektion, ohne dass die vorherige Injektion eine Wirkung gezeigt hat, oder Serien von Injektionen ohne Beurteilung der Wirkung zwischen den Injektionen sollten nicht durchgeführt werden.
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/151-005
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden