131. Kongress der DGIM, 3. bis 6. Mai 2025, Wiesbaden
Auf dem 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) vom 3. bis 6. Mai 2025 in Wiesbaden wurden in verschiedenen Sitzungen auch die Besonderheiten der Diagnostik und Therapie bei geriatrischen Patienten beschrieben.
Das zeigte sich bereits beim Leitthema des Kongresses: „Resilienz“. So berichtete Martin Herrmann, Vorsitzender von KLUG e. V. (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit), dass Hitze vor allem ältere, chronisch Kranke gefährdet, da diese mit zunehmendem Alter die Fähigkeit zur effektiven Thermoregulation verlieren. Zudem sind sie häufiger von kardialen, renalen oder pulmonalen Erkrankungen betroffen, die sich durch Hitzebelastung gefährlich verschlimmern können. Ihre Resilienz muss angesichts des Klimawandels durch ärztliches Handeln gestärkt werden.
Hier eine kleine Auswahl der weiteren einschlägigen Vorträge:
Rheumatherapie im Alter
Die Besonderheiten der medikamentösen Rheumatherapie bei geriatrischen Patienten erklärte Nils Schulz von der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim: Obwohl dieselben Remissionsraten erreicht werden wie bei jüngeren Patienten, erweist die Therapie sich oft als komplex, v. a. wegen häufiger Multimorbidität und Polypharmazie, erhöhtem Infektionsrisiko und zunehmender chronischer Niereninsuffizienz im Alter. Das führt zu häufigeren Nebenwirkungen und Therapieabbrüchen.
Generell gelten folgende Empfehlungen:
Sarkopene Adipositas – eine Problemdiagnose
Über die sarkopene Adipositas als problematische Kombination von Adipositas mit reduzierter Skelettmuskelmasse gerade bei alten Menschen berichtete Dr. Kristina Norman, Leiterin der Abteilung Ernährung und Gerontologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke.
Die Prävalenz dieses Krankheitsbildes liegt global bei 11 % und steigt mit dem Alter an; die Mortalität ist deutlich erhöht. Die Diagnostik erweist sich allerdings als schwierig, da sich die Muskelmasse in vivo nur schwer erfassen lässt, es verschiedene Messmethoden mit unterschiedlicher Aussagekraft gibt und keine universellen Grenzwerte existieren. Besonders wichtig ist die Abklärung, ob Frailty (Gebrechlichkeit) vorliegt.
Die Therapie erfordert eine getrennte Behandlung:
Auch wenn ein Gewichtsverlust indiziert ist, muss der Fokus der Therapie auf einer Steigerung von Muskelleistung und -gesundheit liegen, betonte Norman.
Auf die besondere Problematik der Kombination von Sarkopenie mit Osteoporose im Alter verwies ergänzend Markus Gosch, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 2 mit dem Schwerpunkt Geriatrie am Klinikum Nürnberg Nord: Gerade die osteosarkopene Adipositas geht mit einem hohen Sturz- und Frakturrisiko einher.
Diabetes im Alter nicht zu straff einstellen
Vor einer zu straffen Einstellung des Diabetes mellitus bei alten Patienten auf relativ niedrige HbA1c-Werte warnte Thea Laurentius von der Sektion II Geriatrische Medizin am Klinikum Oldenburg. Die Diabetestherapie sollte an das Funktionsniveau der Patienten angepasst werden.
Primäres Ziel der Diabetesbehandlung in der Geriatrie ist das Vermeiden von Hypoglykämien, da diese das Risiko für Stürze, Delir und Demenz stark erhöhen. Wegen der erhöhten Hypoglykämierisikos sollte etwa eine Behandlung mit Sulfonylharnstoffen abgesetzt werden. Allerdings sollten auch dauerhafte Blutzucker-Werte über 250 mg/dl vermieden werden.
Zudem ist der nächtliche Blutzucker relevant, da nächtliche Hypoglykämien nicht selten auftreten. Basalinsuline etwa sollten daher nicht abends, sondern morgens verabreicht werden.
Auch für geriatrische Patienten mit Typ-1-Diabetes ist eine weniger straffe HbA1c-Einstellung indiziert, was den Patienten entsprechend erklärt werden muss – wurde ihnen doch über Jahrzehnte ein möglichst niedriges HbA1c als Therapieziel genannt. Der Blutzucker sollte hier zwischen 100 und 200 mg/dl betragen.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden