Wenngleich in der akuten Infektion mit SARS-CoV-2 kardiopulmonale Symptome vorherrschten, wird das klinische Bild des PCS ganz überwiegend von neurologischen, neuropsychiatrischen und neuropsychologischen Symptomen geprägt. Die Betroffenen berichten vorrangig über Fatigue, kognitive Störungen („brain fog“) und Schmerzen in unterschiedlichen Körperregionen, sehr häufig Kopfschmerzen. Auffällig korreliert das Ausmaß des PCS in den allermeisten Fällen nicht mit dem Schweregrad der Akutinfektion.
Da medikamentöse und apparative Verfahren wie hyperbare Sauerstofftherapie, transkranielle Gleichstromstimulation und Plasmaaustausch praktisch keine relevanten Therapieeffekte aufweisen, wie ein aktuelles systematisches Review belegt (D. Zeraatkar et al., BMJ, Nov. 2024), rücken zwangsläufig rehabilitative Verfahren in den Fokus.
Als eine Stärke der in Deutschland üblichen Rehabilitation gilt der umfassende bio-psycho-soziale Ansatz. Dass hohe Somatisierungsanteile und psychiatrische Komorbiditäten, die beim PCS häufig vorbestehen, vorhanden sind, bestätigt die Notwendigkeit psychosomatischer, aber auch somatisch kompetenter Zugänge zu den Patienten. Problematisch ist allerdings, dass insbesondere der psychologische Zugang von zahlreichen PCS-Betroffenen nicht akzeptiert und jegliche Möglichkeit psychischer Mitbeteiligung am Beschwerdebild konsequent abgelehnt wird.
Erfreulicherweise gibt es in letzter Zeit zunehmend Belege dafür, dass insbesondere Rehabilitationsprogramme, die mehrere Therapiemodalitäten verbinden, zu Verbesserungen von motorischer Leistungsfähigkeit, kognitiven Fähigkeiten und Lebensqualität führen. Dies wurde unter anderem exemplarisch für multidisziplinäre Neurorehabilitation, Bewegungstherapie, Kognitive Verhaltenstherapie und neuropsychologische Therapie gezeigt.
Ein relevantes Problem für Kliniken, die sich in der Post-COVID-Rehabilitation engagieren, ist die aufgrund der Fatigue deutlich niedrigere Therapiedichte der PCS-Patienten insbesondere am Beginn der Rehabilitation. Dies führt beispielsweise in der Logik der Qualitätssicherung der DRV zu einer Abwertung und damit Minderbelegung der behandelnden Einrichtung.
C. Berwanger: Neurorehabilitation bei Post-Covid – ein Update. Hessisches Ärzteblatt, 86. Jg., Heft 10, S. 524-526