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Nosokomiale Pneumonien frühzeitig diagnostizieren und therapieren

Auf Intensivstationen liegt der Anteil der Pneumonie unter allen nosokomialen Infektionen bei über 40 %. Etwa ein Drittel (35 %) aller nosokomialen Pneumonien ist mit einer maschinellen Beatmung assoziiert.

Bereits der klinische Verdacht auf eine nosokomiale Pneumonie ist therapierelevant. Dieser sollte gestellt werden, wenn in der Thorax-Röntgenaufnahme ein neues, persistierendes oder progredientes Infiltrat zu sehen ist und mindestens zwei der folgenden drei Kriterien vorliegen:

·       Leukozytenzahl > 10.000/μl oder < 4.000/μl

·       Körpertemperatur > 38,3°C

·       purulentes Tracheal- oder Bronchialsekret

Die Diagnosestellung bleibt herausfordernd, da es keine allgemein anerkannten Kriterien aus randomisierten kontrollierten Studien gibt. Die Evidenz basiert stattdessen auf prospektiven Kohortenanalysen, in denen Sensitivität und Spezifität der genannten Kriterien jeweils etwa 70 % betragen. Dies bedeutet, dass rund 30 % der tatsächlichen Pneumonien übersehen und bei etwa 30 % der Patienten fälschlich eine nosokomiale Pneumonie diagnostiziert wird.

Ein routinemäßiger Einsatz Syndrom-basierter Multiplex-PCR-Diagnostik bei nosokomialer Pneumonie kann aktuell nicht empfohlen werden, so Stegemann. Trotz der hohen Geschwindigkeit und des diagnostischen Potenzials dieser molekularen Verfahren bleibe ein klarer klinischer Nutzen – insbesondere im Hinblick auf Heilungsrate, Mortalität und Verweildauer – bislang unzureichend belegt.

Die Herausforderung bestehe darin, dass eine frühzeitige, risikoadaptierte anti-infektive Therapie bei nosokomialen Pneumonien die Überlebenschancen verbessere und Komplikationen reduziere. Gleichzeitig sei ein unnötiger Antiinfektiva-Einsatz mit der Entwicklung antimikrobieller Resistenzen assoziiert.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden

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