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Informationen über alternativmedizinische Konzepte aus erster Hand

Medizinische Sachverständige, die alternativmedizinische Behandlungen begutachten sollen, haben oft Schwierigkeiten, sich über die Trends in diesem Bereich auf dem Laufenden zu halten, zumal es dazu nur sehr wenige (kritische) wissenschaftliche Publikationen in der medizinischen Fachpresse gibt.

Um sich über entsprechende aktuelle Konzepte, Behandlungsmethode, Geräte oder auch Kliniken zu informieren, bietet sich allerdings der Besuch entsprechender Fachmessen an, auch wenn diese primär für medizinische Laien konzipiert sind, so etwa der Paracelsus Messe vom 7. bis 9. Februar 2020 in Wiesbaden.

Auf der diesjährigen Paracelsus Messe sollte laut Ankündigung zudem der Fokus „inhaltlich verstärkt auf wissenschaftliche und medizinische Themen gelegt“ werden. Der Veranstalter nennt einen immerhin „ca. 15-prozentigen Fachbesucheranteil (Heilpraktiker, Ärzte, Naturheilkundler, Apotheker, Therapeuten, Ausbilder …)“. Es gab an den Ständen von über 150 Ausstellern Informationen aus erster Hand zu den Themen „Naturheilkunde & Alternativmedizin“ usw.; oft mit kostenlosem Informationsmaterial zum Weiterlesen.

Auch wurden auf mehreren Bühnen zahlreiche Vorträge zu den verschiedensten Themen gehalten. Berichtet wurde etwa über Elektrosmog, der „immense Auswirkungen auf die Gesundheit sämtlicher Lebewesen“ habe, vor dem man sich aber mit VIVOBASE-Geräten schützen könne, über praktische Anwendungsmöglichkeiten der tibetischen Medizin bei Magen-Darm-Beschwerden oder darüber, wie Meditation bei chronischen Krankheiten angebliche Störfelder ausschalten könne.

Eine kritische Bewertung solcher alternativmedizinischer Konzepte muss der Sachverständige allerdings für sich selbst vornehmen.

Hier ein Beispiel:

„Entgiftung“ als vermeintlich naturheilkundliches Konzept

Umweltgifte, Schwermetalle und „körpereigene Gifte“ stellen unseren Körper vor immer größere Herausforderungen und resultieren irgendwann in chronischen Erkrankungen, behauptete der Heilpraktiker Thomas Maaß in seinem Vortrag: „Die Entgiftung. Das A und O in der Naturheilkunde“.

Tatsächlich handelt es sich hier jedoch nicht um echte Vergiftungen im wissenschaftlich-medizinischen Sinn, sondern um sehr fragwürdige Diagnosen nach einem spekulativen alternativmedizinischen Konzept. Dem entspricht auch die von Maaß propagierte Therapie mit einem (von ihm selbst entwickelten) Kurzfasten, Spagyrik (homöopathisch zubereiteten Arzneimitteln nach alchemistischen Vorstellungen) und orthomolekularer Medizin zur angeblich sanften Entgiftung des Körpers.

Eine solche „Entgiftung“ gehört tatsächlich nicht zur Naturheilkunde bzw. zu den Naturheilverfahren (etwa im Sinne der Bundesärztekammer), sondern zur Alternativmedizin. Da die Wirksamkeit entsprechender Behandlungen nicht nachgewiesen ist, fallen diese auch nicht unter die Kostenerstattungspflicht etwa der privaten Krankenversicherung.

Gerade aus gutachtlicher Sicht ist zu beachten, dass die Diagnose einer echten, klinisch relevanten Schwermetallvergiftung in Deutschland sehr selten ist.

Zur Diagnosesicherung gehören v. a.

  • eine nachweisbare Exposition gegen Schwermetalle
  • ein eindeutiges klinisches Krankheitsbild
  • entsprechende Befunde apparativer Diagnostik
  • valide (!) Laborbefunde
  • G.-M. Ostendorf, Wiesbaden

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