Ein Delir ist eine akute zerebrale Dysfunktion, die mit einer signifikant erhöhten Morbidität und Mortalität, einer längeren Beatmungs- und Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation sowie oft mit langfristigen kognitiven Beeinträchtigungen assoziiert ist. Die Pathophysiologie ist komplex und multifaktoriell und letztlich immer noch nicht vollständig verstanden.
Klinisch wird ein Delir definiert als ein unspezifisches, akut auftretendes hirnorganisches Syndrom, dass durch eine kombinierte Störung des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung und Orientierung, des formalen Denkens, der Psychomotorik, der Emotionalität und oft des Schlaf-Wach-Rhythmus charakterisiert ist. Häufig sind vegetative Begleitsymptome, die im intensivmedizinischen Bereich zu erheblichen Komplikationen führen können.
Charakteristisch ist ein fluktuierender Verlauf. Diese Delirform muss klar abgegrenzt werden von anderen Delirformen, wie z. B. dem alkoholbedingten Delir. Das klinische Bild des Delirs kann erheblich variieren, und zwar inter- und intraindividuell.
Mit einem Delir verbinden Ärzte meist Agitation. Es werden aber drei Delirformen unterschieden:
· Das rein hyperaktive Delir tritt nur bei etwa 1 % bis 15 % der Patienten auf. Diese Form entspricht in der klinischen Manifestation unserer klassischen Vorstellung von einem agitierten, unkooperativen und vegetativ stark aktivierten Patienten.
· Ein hypoaktives Delir betrifft etwa 25 % bis 43 % der Patienten. Der Patient ist dann still, in sich zurückgezogen und inaktiv. Diese Delirform wird sehr häufig übersehen, weil der Patient ruhig ist und „keinen Ärger“ macht.
· Am häufigsten ist die Mischform mit etwa 55 %. Hier wechselt der Patient zwischen den verschiedenen Formen; ein Übergang in die hypoaktive Phase muss klinisch von einem Ende des Delirs unterschieden werden.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden