Zur Beschreibung der Leistungsfähigkeit des Auges durch den medizinischen Sachverständigen

F. Tost, K. RohrschneiderZusammenfassung Resultate bei der gutachtlichen Sehschärfeprüfung sind grundsätzlich immer gemäß der logarithmischen Abstufung der dezimalen Visusstufen nach DIN ES ISO 8596 zu dokumentieren. Die Ãœbertragung einer Visusstufe in eine Prozentangabe bietet keinen Mehrwert oder höhere Genauigkeit. Sofern eine diesbezügliche Prozentangabe gewünscht wird, ist es eine absolute Vorbedingung, gleichzeitig allgemein akzeptierte zweckmäßige Bezugsgrößen festzulegen. Für den Rechtsbereich des Strafrechts und insbesondere §226 StGB sollten das auf Empfehlung der BVA-DOG Rechtskommission die Sehschärfestufen 0,02 und 1,0 sein. Anhand dieser Eckwerte ist dann eine orientierende Einschätzung des prozentualen Funktionsverlustes der Sehschärfe bzw. der noch vorhandenen Leistungsfähigkeit in Prozent ableitbar. Die genannten medizinischen Bezugsgrößen sind, da medizinisch plausibel und passend zur Einschätzung des Teilhabeverlustes, auch auf anderen Rechtsgebieten anwendbar, sofern seitens der Judikatur keine anderen Grenzziehungen vorgegeben werden. Folgt man der begründeten Sichtweise aus der ophthalmologischen Fachliteratur, kann bspw. die Visusstufe 0,1 niemals nur 10 Prozent Sehschärfe sein und wird in PUV und GUV mit einer Funktion von 30 bzw. 32 Prozent bewertet. Funktionsbeeinträchtigungen der Sehschärfe sollten vorzugsweise immer mittels dezimaler Visusstufen nach DIN ES ISO 8596 und ergänzend anhand der Beurteilungsmerkmale zur Teilhabe aus der ICF-Klassifikation vom Sachverständigen dargelegt werden. Schlüsselwörter Begutachtung â€“ Sehschärfe â€“ Prozentangabe â€“ Leistungsfähigkeit â€“ medizinischer Sachverständiger MedSach 121 6/2025ï» ...