Wie bedeutsam das Problem ist, zeigt auch der aktuelle Jahresbericht des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD): Bei Knieprothesen sind Infektionen für 15,2 Prozent aller Folgeeingriffe verantwortlich, bei Hüftprothesen sogar für 18,5 Prozent. Die Behandlung ist aufwendig, oft mit dem Austausch des Implantats und einer langen Antibiotikatherapie verbunden.
Ganz entscheidend für die Infektionsprophylaxe bei einer Endoprothesen-Implantation ist die so genannte Dekolonialisierung: Hierbei wird vor der Operation der Körper mit antiseptischen Lösungen gewaschen, um die Keimzahl auf der Haut zu vermindern. Das sollte heute Standard vor allen Operationen, in denen Kunstgelenke eingebracht werden, sein. Die Anzahl der operationsbedingten Infektionen kann damit um mehr als die Hälfte verringert werden.
Während der Operation kann durch muskelschonende Verfahren der Blutverlust vermindert werden. Zudem führen kürzere Operationszeiten nachweislich zu geringeren Infektionsraten. Auch das Wärmen des Patienten während der Operation vermindert das Infektionsrisiko aufgrund der besseren Hautdurchblutung. Bei längeren Operationen sollten Handschuhe und bestimmte Instrumente nach einer bestimmten Zeit gewechselt werden, da diese sich mit Bakterien besiedeln können beziehungsweise die Handschuhe nicht mehr dicht sind.
Neben den periprothetischen Infektionen, bei denen Bakterien bereits in seltenen Fällen im Rahmen der Operation eingebracht wurden, entstehen Implantat-Infekte auch durch Zirkulation von Erregern im Blut. Auslöser dieser über den Blutweg gestreuten Infektionen können größere Entzündungen im Körper, wie Blasenentzündungen, sein. Als weitere mögliche Ursachen kommen aber auch Bakterienquellen wie offene Beine (Durchblutungsstörungen) oder eine blutig verlaufende Zahnbehandlung vor.
Die anspruchsvolle Behandlung eines Protheseninfektes setzt sehr viel Erfahrung des Teams voraus. Zudem ist eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen – etwa Mikrobiologen, Infektiologen, Internisten und Orthopäden – wesentlich, um ein optimales Behandlungsergebnis zu erreichen. Deshalb sollte diese Behandlung spezialisierten Zentren vorbehalten sein.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden