Dies ist ein bekanntes Phänomen, was bei jeder Form der Gewichtsabnahme auftritt. Während jedoch in nicht-pharmakologische Studien mit Ernährungsmodifikation und bariatrischen Eingriffen die fettfreie Körpermasse um 10 % bis 30 % abnimmt, kommt es durch die neuen Abnehm-Medikamente jedoch zu einem deutlich stärkeren Muskelmasseverlust.
Glucagon-like Peptid-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1RA) induzieren in randomisierten Studien einen erheblichen Gewichtsverlust, dessen Wirkung in Kombination mit Glukose-abhängigen insulinotropen Polypeptid (GIP)-Rezeptor-Agonisten verstärkt werden kann. Liraglutide und Semaglutid (GLP-1RA), Tirzepatide (dualer GLP-1- und GIP-Rezeptor-Agonist) und Retatrutid (dreifacher GLP-1-, GIP- und Glucagon-Rezeptor-Agonist) sind Peptide mit Inkretin-Agonisten-Aktivität, die bei Erwachsenen mit Übergewicht bzw. Adipositas einen Gewichtsverlust von 15 % bis 24 % induzieren, neben positiven Auswirkungen auf Blutdruck, Cholesterin, Blutzucker und Insulin.
Allerdings führen diese Wirkstoffe auch zu einem schnellen und signifikanten Verlust an fettfreier Masse (10 % oder 6 kg), vergleichbar mit einem Jahrzehnt oder mehr der Alterung. Die Erhaltung der Muskelmasse und -funktion im Alter ist jedoch entscheidend, um Sarkopenie und Gebrechlichkeit zu vermeiden, die stark mit Morbidität und Mortalität verbunden sind.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden