Hier liefert die auf ein S2k-Niveau gehobenen Leitlinie zum Lipödem praktische Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie im klinischen Alltag. Das Lipödem, das nahezu ausschließlich Frauen befällt, ist definiert durch eine schmerzhafte symmetrische Fettgewebsverteilungsstörung, die zu einer Dysproportion zwischen Stamm und Extremitäten zugunsten der Extremitäten führt. Kopf, Hals und Stamm sind immer (!) ausgespart. Die oft vorgebrachte „Hämatomneigung“ ist dagegen kein Diagnosekriterium.
Als Kommentare gab Mühlberg an:
· Die früher gebräuchliche Stadieneinteilung wurde aufgehoben, da es keinen wissenschaftlichen Beleg für einen stadienhaften oder von Natur aus schicksalhaften Progress der Erkrankung gibt. Vielmehr ist gesichert, dass das klassische Übergewicht bzw. die Adipositas Ausprägung und Symptomatik des Lipödems deutlich verschlechtern.
· Lipödem-Schmerzen korrelieren nicht mit den inzwischen abgeschafften Schweregraden bzw. Stadien des Lipödems, können also im „Stadium 1“ durchaus stärker sein als im „Stadium 3“.
· Die allgemeine Aussage „schmerzende Beine“ erfüllt nicht das Diagnosekriterium. Vielmehr muss klar hinterfragt werden, was genau schmerzt. Nicht selten sind es Gelenkschmerzen, Lumboischialgien usw.
· Eine schmerzlose dysproportionale symmetrische Fettverteilungsstörung wird als Lipohypertrophie bezeichnet und damit vom schmerzhaften Lipödem abgegrenzt.
· Der häufig verwendete Begriff des „Lipolymphödems“ ist wissenschaftlich nicht belegt und sollte nicht verwendet werden. Lymphödem und Lipödem sind zwei eigenständige Entitäten.
https://register.awmf.org/assets/guidelines/037-012l_S2k_Lipoedem_2024-01_01.pdf
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden