Die EURONET-SOMA-Initiative („European Network to improve diagnostic, treatment, and healthcare for patients with persistent somatic symptoms“, www.euronet-soma.eu) hat ganz aktuell Kerndomänen für das Post-COVID-Assessment definiert (BMC Med. 2025). Sie sollen helfen, die Vergleichbarkeit von Studien zu erhöhen, Synergien zu schaffen und Therapieentscheidungen zu erleichtern.
Nach Ansicht der Expertengruppe sind psychosoziale Faktoren für die Erforschung der Krankheit ebenso wichtig wie biomedizinische Faktoren und müssen zur Phänotypisierung und Klassifizierung der Erkrankung herangezogen werden. Nur in der Gesamtschau könnten die Pathomechanismen verstanden und personalisierte Interventionsmöglichkeiten entwickelt werden.
Die postinfektiöse myalgische Enzephalomyelitis / das chronische Müdigkeitssyndrom
(PI-ME/CFS), an welchem viele Betroffene im Anschluss an eine Infektion wie COVID-19 leiden, ist immer noch schlecht definiert, die Pathophysiologie ist unvollständig bekannt und es stehen keine krankheitsmodifizierenden Behandlungen zur Verfügung.
Viele Fragen zu Long-/Post-COVID und ME/CFS sind offen, interdisziplinäre und sektorenübergreifende Interventionen sind notwendig, fasste Braus den aktuellen Kenntnisstand zusammen:
Verschiedene Fachrichtungen klinischer Einrichtungen – z. B. Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik, Pneumologie, Kardiologie, Schmerz- und physikalische Medizin und Rheumatologie – sollten eng mit niedergelassenen Äezten sowie Reha-Einrichtungen kooperieren. Ziel der Behandlung sind (neben Reduktion der Symptomatik) das Wiedererreichen der Alltagskompetenz und die berufliche Reintegration sowie das Verhindern von iatrogenen und gesellschaftlichen Nocebo-Effekten.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden