Dabei sind Jungen häufiger von Gaming-Problemen und Mädchen eher von Social-Media-Problemen betroffen. Psychosoziale Belastungen wie familiäre Konflikte, Mobbing, soziale Ausgrenzung u. a. m. sind wichtige Risikofaktoren von problematischer Mediennutzung. Kliniker sollten daher bei Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten, abfallenden schulischen Leistungen oder emotionalen Belastungen auch nach problematischer Mediennutzung fragen.
Eine kürzlich erschienene erste S1-Leitline spricht folgende Empfehlungen zur Behandlung von Internetnutzungsstörungen aus:
· Für alle Formen der Internetnutzungsstörung wird eine störungsspezifische kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung empfohlen. Bei Kindern und Jugendlichen sollten die Eltern miteinbezogen werden.
· Bei der allgemeinen Internetnutzungsstörung können ergänzend Bupropion, Elektroakupunktur, Entspannungsverfahren und körperliche Aktivierung eingesetzt werden.
· Bei der Computerspielstörung sind ergänzend Bupropion, Escitalopram und bei ADHS Atomoxetin in Erwägung zu ziehen.
· Bei der Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung sollte zusätzlich die Modifikation störungsspezifischer kognitiver Verzerrungen und eine (teil-)abstinenzorientierte Therapie erfolgen.
· Eine rein medikamentöse Behandlung der Shoppingstörung ist nicht angezeigt.
· Bei der Pornografienutzungsstörung können selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer eingesetzt werden, wenn psychotherapeutische Interventionen unzureichend wirken.
Es zeigt sich, dass multimodale Ansätze in der Behandlung von Mediennutzungsstörungen am effektivsten sind, fasste von Polier den aktuellen Kenntnisstand zusammen. Verhaltenstherapie sei ein Kernbestandteil, ergänzt durch familienzentrierte Maßnahmen, Freizeit- /Sportprogramme und – je nach Einzelfall – medikamentöse Unterstützung.
Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V.: S1- Leitlinie Diagnostik und Therapie von Internetnutzungsstörungen. AWMF, 2025
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden