Bei unklaren, plötzlich auftretenden körperlichen Symptomen sollten Angststörungen frühzeitig differenzialdiagnostisch mitbedacht werden, forderte Claas Lahmann, Ärztlicher Direktor des Departments für Psychische Erkrankungen, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Freiburg auf dem 19. Allgemeinmedizin-Update-Seminar am 16. und 17. Mai 2025 in Mainz.
Als belastend erlebte Angst ist im allgemeinmedizinischen Kontext sehr häufig. Die 12-Monats-Prävalenz von Angststörungen liegt bei etwa 14 % und ist damit sogar höher als die von depressiven Störungen. Komorbide Angst- und depressive Symptome steigern – unabhängig vom Kontext – das Inanspruchnahme-Verhalten und erschweren den Krankheitsverlauf.
Angstbeschwerden äußern sich in der Regel auch körperlich. Häufige Symptome sind innere Unruhe, thorakales Druckgefühl, unspezifische Herzbeschwerden, Schwindel, Zittern, Schwitzen, Muskelverspannungen und Magenbeschwerden. Belastende Angstsymptome sollten daher aktiv erfragt werden. Dazu gehört auch die Exploration von Vermeidungsverhalten und daraus resultierenden Einschränkungen im Alltag. Das ist besonders wichtig, da „erfolgreiches“ Vermeidungsverhalten dazu führen kann, dass die Angstsymptome in den Hintergrund treten – insbesondere dann, wenn das Vermeidungsverhalten aus Scham nicht von selbst berichtet wird.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden