Hitzewellen gefährden vor allem ältere und chronisch kranke Menschen, belasten das Gesundheitssystem und können sich zu Katastrophenlagen mit großflächigen Versorgungsengpässen entwickeln. Gerade ältere Menschen verlieren mit zunehmendem Alter die Fähigkeit zur effektiven Thermoregulation, also der Anpassung des Körpers an hohe Umgebungstemperaturen. Gleichzeitig sind sie häufiger von Herz-Kreislauf-, Nieren- oder Lungenerkrankungen betroffen, die sich durch Hitzebelastung verschlimmern können.
Solche Patienten müssen von ihrem behandelnden Arzt individuell informiert werden, in Hitzephasen bestimmte Diuretika oder Antihypertensiva zu reduzieren, welche die körpereigene Wärmeregulation stören können, betonte Kongresspräsident Jan Galle, Direktor der Klinik für Nephrologie und Dialyseverfahren am Klinikum Lüdenscheid.
Zudem erhöhen kognitive Einschränkungen, Immobilität und soziale Isolation das Risiko, eine Hitzewelle nicht rechtzeitig wahrzunehmen oder nicht angemessen darauf zu reagieren. „Für diese Betroffenen ist Hitze keine Unannehmlichkeit, sondern ein potenziell lebensbedrohlicher Stressor“, so Herrmann. Die Folgen reichen von Dehydrierung über Herzinfarkt bis hin zum plötzlichen Todesfall. Daher sei auch die Sensibilisierung von Angehörigen und betreuenden Personen wichtig: „Wir müssen die schützen, die sich nicht selber schützen können.“
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden