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Gerinnungsdiagnostik vor Tonsillektomie bei Kindern meist nicht erforderlich

Tonsillektomie und Adenotomie, einzeln oder in Kombination, bergen als die am häufigsten durchgeführten HNO-Operationen bei pädiatrischen Patienten bekanntermaßen ein nicht unerhebliches Nachblutungsrisiko, berichtete Johannes Zenk von der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Klinikum Augsburg auf dem 15. HNO-Update-Seminar am 26. und 27. November 2021 in Berlin.

Dennoch ist die generelle Durchführung einer präoperativen Blutgerinnungsdiagnostik nicht empfehlenswert. Diese ist nur in besonderen Fällen durchzuführen, beispielsweis wenn ein entsprechender Fragebogen Auffälligkeiten zeigt.

In einer aktuellen Studie wurde das präoperative Screening bezüglich des Auftretens einer Nachblutung vor Tonsillektomie und Adenotomie betrachtet. Verglichen wurden die Durchführung eines standardisierten Fragebogens mit der Bestimmung der Gerinnungsparameter. In dieser Studie wurden 143 Kinder im Alter von 1 Jahr bis 18 Jahren eingeschlossen. Präoperativ erfasst wurden laborchemisch die Thrombozytenzahl, die Prothrombinzeit, aPTT und INR. Außerdem wurden ein Fragebogen ausgewertet und die Krankheitsgeschichte des Kindes abgefragt.

Bei 18 der 143 Kinder kam es zu einer postoperativen Nachblutung, wobei bei 3 Patienten eine operative Blutstillung erforderlich war. Von den 143 Patienten hatten 111 normale und 26 auffällige präoperative Gerinnungsparameter. Von den 18 Patienten, die eine Nachblutung erlitten, hatten 13 eine normwertige Blutgerinnung und 5 eine auffällige Gerinnung. Dabei war die Blutungsrate zwischen den Patienten, die eine normale Gerinnung hatten, und denen, die eine auffällige Gerinnung hatten, nicht signifikant unterschiedlich.

20 der 143 Kinder hatten einen auffälligen Fragebogen; davon hatten 6 Kinder eine Nachblutung. Von den 123 Kindern mit unauffälligem Fragebogen hatten 12 Kinder eine Nachblutung. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Das Risiko, dass ein Kind mit einem auffälligen präoperativen Fragebogen eine Nachblutung erleidet, war dreimal so hoch wie das Nachblutungsrisiko für Kinder, die einen unauffälligen Fragebogen hatten.

Hier liegt nochmals eine schöne Studie vor, die das Vorgehen in den vermutlich meisten Kliniken in Deutschland bestätigt, kommentierte Zenk.

Masalha M, DeRowe A, Mazzawi S, Chen T, Ghanayim R, Landsberg R et al. (2020) Coagulation tests or standardized questionnaire, which is better as a predictor of bleeding? A prospective study among children before tonsillectomy and/or adenoidectomy. BMC research notes, 1, 175.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden