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Die neue S2k-Leitlinie „Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen“

Neuropathische Schmerzen stellen ein bedeutendes medizinisches Problem dar: Sie sind oft schwer zu diagnostizieren und auch die Therapie gilt als schwierig. Daher ist die neue S2k-Leitlinie „Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen“ besonders zu begrüßen, berichteten Claudia ­Sommer, Präsidentin der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V., Leitende Oberärztin und Schmerzforscherin an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg, und Christian ­Maihöfner, Kongresspräsident und Chefarzt der Neurologischen Klinik am Klinikum Fürth, auf dem Deutschen Schmerzkongresses 2019 vom 9. bis 12. Oktober 2019 in Mannheim.

Die Leitlinie betont, dass die ausführliche Anamneseerhebung und eine genaue klinische Untersuchung essenziell sind. Es wird auch auf die Wertigkeit verschiedener Untersuchungsverfahren eingegangen. In Ergänzung zu den neurophysiologischen Testverfahren, die standardmäßig in der Neurologie zum Nachweis von Schädigungen des peripheren oder zentralen Nervensystems eingesetzt werden, kann heute auch die Bildgebung (Kernspintomografie, Ultraschall) nicht nur in Gehirn und Rückenmark, sondern auch in der Peripherie die zu den neuropathischen Schmerzen führende Schädigung identifizieren.

Zudem können bei speziellen Fragestellungen vor allem auch die Quantitativ-Sensorische Testung (QST) und eine Hautbiopsie weiterhelfen. Weitere Testverfahren, insbesondere zum Nachweis einer selektiven Schädigung der kleinen schmerzleitenden Nervenfasern, sind meist sehr aufwendig oder stehen nur in speziellen Klinikeinrichtungen zur Verfügung.

Die Therapie zielt neben einer Schmerzlinderung auch auf eine Verbesserung in psychosozialen Bereichen ab. Dazu zählen eine Verbesserung der Lebensqualität, der Schlafqualität, der Erhaltung der sozialen Aktivität und des sozialen Beziehungsgefüges, die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit und eine Verbesserung der Funktionalität.

Für die medikamentöse Therapie steht eine Reihe von Präparaten zur Verfügung. Die Gabe von Pregabalin oder Gabapentin, trizyklischen Antidepressiva und Duloxetin ist jeweils erste Wahl innerhalb der Zulassungen. Topische Therapieformen wie Lidocain oder Capsaicin werden jeweils als zweite Wahl innerhalb der Zulassungen eingeordnet, Opioiden gelten als dritte Wahl. Auch Botulinumtoxin hat bei lokalen neuropathischen Schmerzen eine Wirksamkeit gezeigt (dritte Wahl, off-label).

Eine relativ einfach einzusetzende nicht medikamentöse Methode stellt die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) dar, die ebenfalls im Einzelfall eingesetzt werden kann. In therapierefraktären Fällen können Cannabinoide erwogen werden. Schließlich sind die multimodale Schmerztherapie und eine Schmerzpsychotherapie bei chronischen, schwer zu behandelnden neuropathischen Schmerzen wichtige Therapieoptionen.

■ G.-M. Ostendorf, Wiesbaden

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