Das zeigt die vom Ausschuss „Soziales“ der DDG aktualisierte S2e-Leitlinie „Diabetes und Straßenverkehr“ (Stand: 5.11.2025, AWMF-Register-Nr. 057-026): Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes erhalten heute Medikamente, die keine Unterzuckerungen auslösen. Bei insulinpflichtigen Diabetikern kommen zunehmend Systeme zum Einsatz, die den Glukoseverlauf kontinuierlich anzeigen (CGM) oder die Insulinabgabe automatisiert anpassen (AID-Systeme). Warnsignale machen kritische Werte früh sichtbar.
„Diese Fortschritte haben die Stoffwechselkontrolle grundlegend verändert“, erklärte Friedrich W. Petry, Diabetologe am Medicum Wetzlar und Mitautor der Leitlinie. Eine Unterzuckerung bleibe zwar das größte Risiko im Straßenverkehr, doch die Zahl solcher Ereignisse sei durch moderne Technik und Schulungen deutlich gesunken. Das Risiko von Autounfällen sei bei Menschen mit Diabetes nur leicht erhöht.
Neben der Fahrsicherheit rückt durch die Leitlinie die berufliche Teilhabe in den Mittelpunkt. Viele Vorschriften, die Menschen mit Diabetes vom Zugang zu bestimmten Tätigkeiten – wie bei der Polizei, der Feuerwehr oder im Flug- bzw. Schifffahrtsverkehr – ausschließen, basieren nach Angaben des Ausschusses „Soziales“ der DDG auf überholten Einschätzungen. Die Fortschritte in Therapie und Technik werden dort bislang kaum berücksichtigt.
„Viele berufsbezogene Vorgaben stammen aus einer Zeit, in der Glukosemessungen nur wenige Momentaufnahmen lieferten“, kritisierte Wolfgang Wagener, Koordinator der Leitlinie und Vorsitzender des DDG-Ausschusses „Soziales“. Pauschale Ausschlüsse allein aufgrund der Diagnose seien jedoch medizinisch nicht mehr gerechtfertigt und daher diskriminierend.
Die Leitlinie fasst erstmals alle aktuellen Handlungsempfehlungen zusammen. Sie richtet sich an Menschen mit Diabetes, behandelnde Teams sowie Behörden und ausdrücklich auch an Gutachter. Ziel ist es, eine verlässliche Grundlage für Beratung, Begutachtung, Bewertung und politische Entscheidungen zu schaffen.
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/057-026
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden