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Studien untersuchen Long COVID bei Jugendlichen

Viele Erwachsene erholen sich nur schleppend von einer COVID-19. Wenn sie nach 3 Monaten noch Symptome haben oder diese neu aufgetreten sind, kann ein Long COVID vorliegen. Ob auch Kinder und Jugendliche an Long COVID erkranken, ist bisher nicht bekannt. Die Erkrankung ist nur schwer nachzu­weisen, da es keinen Labortest gibt. Die Symptome sind häufig unspezifisch und auch viele nicht-infi­zierte Menschen leiden unter den psychischen Folgen der Pandemie.

Da eine randomisierte Studie – in der eine größere Zahl von Gesunden absichtlich mit SARS-CoV-2 infiziert werden müsste – aus ethischen Gründen ausscheidet, kann die Frage nur in epidemiologischen Untersuchungen geklärt werden. Die Methode der Wahl ist eine Fall-Kontrollstudie. 2 derartige Studien wurden in England und Dänemark durchgeführt.

Die englische CLoCk-Studie erkundigte sich bei 23.048 Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren, bei denen ein PCR-Test auf eine SARS-CoV-2-Infektion positiv ausgefallen war, etwa 3 Monate später nach ihrem Befinden während des Tests und zum aktuellen Zeitpunkt. Die Vergleichsgruppe bildeten 27.798 Jugendliche gleichen Alters und Geschlechts, die aus der gleichen Region kamen und etwa gleichzeitig negativ getestet worden waren. Die Teilnehmer wurden gebeten, Fragen zu ihrem Gesundheitszustand während des Tests und zum aktuellen Zeitpunkt zu beantworten. Insgesamt 6.804 Jugendliche nahmen an der Umfrage teil. Die Rücklaufquote betrug 13,4 % und war in beiden Gruppen in etwa gleich.

Wie Terence Stephenson vom Institute of Child Health in London und Mitarbeiter berichten, konnten sich 35,4 % der positiv getesteten und 8,3 % der negativ getesteten Jugendlichen an Beschwerden zum Zeit­punkt des Tests erinnern. Es war also höchsten 1 von 3 infizierten Jugendlichen an COVID-19 erkrankt. Bei 30,5 % war es zu 3 oder mehr Symptomen gekommen gegenüber 6,2 % in der Kontrollgruppe.

3 Monate später hatten 66,5 % der positiv getesteten Jugendlichen ein aktuelles Symptom, was ein Hinweis auf Long COVID sein kann. Allerdings gaben auch 53,3 % der negativ getesteten Personen mindestens 1 Symptom an, was laut Stephenson eine allgemeine Auswirkung der Pandemie auf die Gesundheit anzeigen könnte. Über 3 oder mehr Symptome klagten 30,3 % der Jugendlichen in der testpositiven Gruppe und 16,2 % in der Kontrollgruppe. Dies deutet darauf hin, dass bei dem positiv getesteten ein „echtes“ Long COVID vorgelegen haben könnte.

Die häufigsten Symptome bei positiv und negativ getesteten Jugendlichen waren Müdigkeit (39,0 % versus 24,4 %), Kopfschmerzen (23,2 % versus 14,2 %) und Kurzatmigkeit (23,4 % versus 10,4 %). Auch ein Geruchsverlust (13,5 % versus 1,4 %) war bei den positiv getesteten Jugendlichen deutlich häufiger.

Bei der mentalen Gesundheit gab es keine Unterschiede. In beiden Gruppen war der Anteil der Jugend­lichen, die sich besorgt, traurig oder unglücklich fühlten, mit ungefähr 40 % gleich groß. Dies stimmt laut Stephenson mit den Angaben von Eltern in anderem Umfragen überein, nach denen die Pandemie die Kinder und Jugendlichen psychisch stark belastet. Auch im 11-Punkte „Chalder fatigue scale“ zur Abge­schla­genheit, einem zentralen Symptom von Long COVID, gab es keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Die „LongCOVIDKidsDK“-Studie umfasste alle 24.315 Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahre, bei denen bis Juli 2021 in Dänemark ein PCR-Test auf SARS-CoV-2 positiv ausgefallen war. Die Kontrollgruppe bil­de­ten 97.257 Jugendliche gleichen Alters und Geschlechts, bei denen bisher kein PCR durchgeführt wur­de oder dieser negativ ausgefallen war.
Selina Kikkenborg Berg vom Rigshospitalet in Kopenhagen und Mitarbeiter verschickten an alle Teil­nehmer 3 Fragebögen. Dies war einmal das „Children’s Somatic Symptoms Inventory-24“ (CSSI-24), das sich nach 24 häufigen körperlichen Beschwerden im Kindes- und Jugendalter erkundigt. Der 2. Fragebo­gen war das „Paediatric Quality of Life Inventory“ (PedsQL) zur Lebensqualität. Im 3. Fragebogen wurde gezielt nach 23 Beschwerden gefragt, die Kinder in einer früheren Studie („Long COVID Kids Rapid Sur­vey“) häufig angegeben hatten. Etwa 1/4 der Jugendlichen beantwortete die Fragen: Die Rücklaufquote war mit 27,3 % etwas höher als in der Kontrollgruppe mit 22,3 %.

Die Antworten entsprachen nicht ganz den Erwartungen. Zwar gaben mehr Jugendliche mögliche Long- COVID-Symptome an: 61,9 % der Jugendlichen mit positivem PCR-Test nannten mindestens 1 der 23 Symp­tome gegenüber 57,0 % in der Kontrollgruppe. Kikkenborg Berg ermittelt eine Odds Ratio von 1,22, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,15 bis 1,30 signifikant war.

Die Symptome waren bei den positiv Getesteten aber mit durchschnittlich 10,7 Punkten im CSSI-24-Score gegenüber 11,9 Punkten in der Kontrollgruppe tendenziell milder. Die Unterschiede waren nicht signifikant. Auch die Lebensqualität im PedsQL war bei den positiv getesteten Jugendlichen tendenziell besser. Sie erzielten höhere Werte bei körperlichen Funktionen (88,7 versus 86,5 Punkte, emotionalen Funktionen (77,1 versus 71,7 Punkte) und bei den sozialen Funktionen (93,1 versus 88,4 Punkte). Auch im schulischen Bereich war die Lebensqualität (66,9 versus 62,9 Punkte) tendenziell besser.

Und dies obwohl die positiv Getesteten (vermutlich infolge der Erkrankung) mehr Krankheitstage und Fehltage hatten: 18,2 % versus 11,6 % der Teilnahmen waren mehr als 16 Tage krank oder konnten (wohl wegen einer Quarantäne) nicht am Unterricht teilnehmen (10,5 % versus 8,2 %).

Die größte Schwäche der beiden Studien ist die niedrige Rücklaufrate, die jedoch bei Umfragen dieser Art nicht ungewöhnlich ist. Es könnte jedoch sein, dass Teilnehmer, die unter Symptomen leiden, eher bereit sind, die Fragen zu beantworten als solche, die sich gesund fühlen. Dies könnte dazu führen, dass die Häufigkeit eines Long COVID überschätzt wird.

Links:
zum Thema
Abstract der CLoCk-Studie
Registrierung der CLoCk-Studie
Abstract der „LongCOVIDKidsDK“-Studie
Registrierung der „LongCOVIDKidsDK“-Studie

aerzteblatt.de

Post COVID auch bei Kindern und Jugendlichen ein Thema
Long COVID: Viele Teenager haben nach 3 Monaten noch Symptome
Studie: Long COVID bei Kindern und Jugendlichen eher selten

© rme/aerzteblatt.de