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Patient Blood Management (PBM) steigert die Patientensicherheit

Patient Blood Management (PBM) ist ein multimodales Konzept, das unter Berücksichtigung modernster medizinischer Erkenntnisse die Patientenversorgung verbessert und die Patientensicherheit steigert, berichtete Kai Zacharowski, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Frankfurt auf dem 11. Anästhesie-Update-Seminar am 13. und 14. November 2020 (Livestream-Veranstaltung).

PBM stellt einen umfassenden Katalog bestehend aus einzeln umsetzbaren Maßnahmen im Rahmen einer Drei-Säulen-Struktur dar [1]:

  • Frühes Erkennen einer Anämie (Blutarmut) vor geplanten Eingriffen mit erhöhter Transfusionswahrscheinlichkeit (> 10 %)
  • Minimierung des Blutverlustes und vermehrter Einsatz fremdblutsparender Maßnahmen
  • Rationaler Einsatz von Blutkonserven
  • Der Vorteil des umfangreichen PBM-Maßnahmenkatalogs mit mehr als 100 Einzelmaßnahmen liegt vor allem darin, dass die Auswahl der Maßnahmen dynamisch an die lokalen Ressourcen sowie die jeweiligen Schwerpunkte eines jeden Krankenhauses angepasst werden kann. Dabei helfen örtlich am Krankenhaus durchgeführte Analysen, um den lokalen Bedarf zu eruieren. So können alle Krankenhäuser, vom Grundversorger bis zum Universitätsklinikum, mit der Einführung der für sie am besten geeigneten Maßnahmen beginnen und diese dann Schritt für Schritt ausweiten.

    Wichtig ist die Tatsache, dass die Implementierung von PBM nicht nach dem „Alles oder Nichts“-Prinzip verläuft. Zwar können sich viele der Einzelmaßnahmen positiv beeinflussen, sodass für eine optimale Patientensicherheit letztendlich möglichst viele Maßnahmen implementiert werden sollten, jedoch kann auch schon durch die Einführung einzelner Maßnahmen viel erreicht werden.

    So konnte eine aktuelle Metaanalyse mit 17 eingeschlossenen Studien und über 235.000 chirurgischen Patienten zeigen, dass die Einführung von mindestens einer einzigen Maßnahme aus jeder PBM-Säule den Anteil der transfundierten Patienten um 39 %, die Komplikationsrate sogar um 20 % und die Sterblichkeitsrate um 11 % senken
    kann [2].

    Die Implementierung von mindestens einer Maßnahme aus jeder Säule führt zu einer allgemeinen Reduktion der Transfusionsrate um 39 %. Schaut man sich die einzelnen chirurgischen Fachabteilungen an, zeigt PBM mit einer reduzierten Transfusionsrate von 50 % bei herzchirurgischen Patienten und sogar eine Senkung um 55 % bei orthopädischen Patienten den größten Effekt.

    Fazit

    Patient Blood Management (PBM), ein von der WHO gefordertes Konzept, verbessert die Patientensicherheit und führt gleichzeitig auch zu einer Kostenreduktion. Es gibt keine Argumente, die gegen eine flächendeckende Implementierung von PBM sprechen könnte, erklärte Zacharowski.

    Zudem gebe es mittlerweile rechtsanwaltliche Veröffentlichungen, die eine Aufklärung für die Transfusionswahrscheinlichkeit einfordern. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass die einzelnen Kliniken Ihre eigenen „Transfusionszahlen“ nicht nur kennen, sondern auch belegen müssen. Eine 55%ige Reduzierung der Transfusionsrate bei orthopädischen Patienten durch die Anwendung von PBM dürfe niemanden mehr vorenthalten werden!

    Ergänzende Anmerkung:

    Diese Daten und Erkenntnisse sind auch aus gutachtlicher und medizinrechtlicher Sicht, etwa in einem Behandlungsfehlerprozess wegen nicht rechtzeitig erkannter bzw. nicht adäquat behandelter Anämie, relevant.

    Literatur

    1 Meybohm P, Richards T, Isbister J, Hofmann A, Shander A, Goodnough LT et al.: Patient Blood Management Maßnahmenbündel. Anästh Intensivmed. 2017; 58: 16–29

    2 Althoff FC, Neb H, Herrmann E, Trentino KM, Vernich L, Fullenbach C et al.: Multimodal patient blood management program based on a three-pillar strategy: A systematic review and meta-analysis. Annals of surgery. 2019; 269 (5): 794–804

    G.-M. Ostendorf, Wiesbaden