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Leichenschau oft nicht gründlich vorgenommen

Die Leichenschau wird oft als unangenehme Pflicht empfunden – dabei ist sie eine der verantwortungsvollsten Aufgaben im ärztlichen Alltag. Sie dient nicht nur der Feststellung des Todes, sondern Ärzte treffen hier eine entscheidende Weichenstellung: Liegt ein natürlicher oder ein nicht-natürlicher Tod vor?

Diese Unterscheidung hat weitreichende Folgen – etwa für die Einleitung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen, aber auch für den weiteren Ablauf der Bestattung. Gerade in einem Land wie Deutschland, in dem Gewaltverbrechen selten sind, ist es umso wichtiger, die wenigen Tötungsfälle zuverlässig zu erkennen, betonte Verhoff. Jede übersehene Tötung sei eine zu viel!

Häufig wird bei der Leichenschau jedoch nicht gründlich genug vorgegangen – der Kopf oder Rücken wird nicht inspiziert, Hinweise auf äußere Gewalteinwirkung bleiben unentdeckt. In der Folge wird ein natürlicher Tod attestiert, obwohl objektiv ein anderer Befund vorliegt.

Auch bei der notwendigen Meldung von Berufskrankheiten sehen wir oft Defizite, so Verhoff. Wenn hier relevante Zusammenhänge übersehen werden, entgehen den Angehörigen im schlimmsten Fall Ansprüche wie Sterbegeld oder Witwenrente. Das habe weitreichende soziale Konsequenzen.

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden