Etwa jede vierte Neudiagnose erfolgt erst, wenn sich bereits eine Ketoazidose entwickelt hat. Von 2011 bis 2023 hat die Anzahl an Kindern mit diabetischer Ketoazidose deutlich zugenommen, insbesondere in den Jahren 2020 bis 2022. Über die ersten drei Jahre der Pandemie stieg die Rate an Ketoazidosen sprunghaft an, insbesondere bei Kleinkindern, und erreichte im zweiten Pandemiejahr ein Maximum.
Die Gründe der Zunahme der Fälle mit Ketoazidose sind vielfältig: Überlastung des Gesundheitssystems, mangelnde pädiatrische Expertise, verspätetes Aufsuchen medizinischer Einrichtungen und Verkennen der typischen Symptome.
An Wochenenden, Feiertagen und in den Urlaubszeiten wird nach einer aktuellen deutschen Studie deutlich seltener als an Wochentagen die Diagnose Typ-1-Diabetes gestellt. An Wochentagen werden 86,6 % der Diagnosen gestellt, nur 14,4 % an Wochenenden. Die meisten Diagnosen werden montags und dienstags erhoben (40,9 % aller Diabetes-Diagnosen). 39,5 % aller Ketoazidosen werden an Montagen gestellt, nur 17,8 % an Wochenendtagen.
Bei 9,1 % der Kinder wurde nach der Diagnose Diabetes mellitus nicht mit einer Insulin-Therapie begonnen. Zudem entwickelte jedes vierte Kind ohne Insulin-Therapiestart am Diagnosetag eine diabetische Ketoazidose.
Ursächlich ist hierfür wahrscheinlich die an Wochentagen bessere Verfügbarkeit von Vorstellungsmöglichkeiten. Oft ist die bereitschaftsdienstliche Notfallversorgung nicht flächendeckend pädiatrisch geschult, und – trotz der richtigen Diagnose – scheint die Erfahrung einer Behandlung mit Insulin nicht überall verfügbar.
Kamrath, C., Sindichakis, M., Auzanneau, M., Schmid, S., Segerer, H., Lahn, V. et al. (2024). Association of diabetic ketoacidosis in childhood new-onset type 1 diabetes with day of presentation in Germany. Diabetes Care, 47, 649-652.
G.-M. Ostendorf, Wiesbaden