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Videodolmetsch-System in der Begutachtung

Bei steigender Anzahl von Migranten in den europäischen Ländern hat auch der Gutachter damit zu rechnen, zur Untersuchung vermehrt Exploranden zu bekommen, bei denen die Kenntnis der deutschen Sprache für die Erhebung der für die Abfassung eines Gutachten erforderlichen Informationen nicht ausreicht. Einen in einer der vielen in Frage kommenden Sprachen erfahrenen Dolmetscher beizuziehen ist organisatorisch nicht immer leicht und kostenträchtig, zusätzlich ist der Bedarf an Dolmetscherdiensten manchmal auch erst dann erkennbar, wenn der Explorand schon vor dem Gutachter sitzt. Der Rückgriff auf Familienangehörige zu Dolmetscherdiensten ist – gerade bei psychiatrischen Fragestellungen – nicht unproblematisch. Zu diesen Fragen kann – medizinisch – auf die Ausführungen von Hausotter und – juristisch – auf die Ausführungen von Brückner in Heft 3/2010 des MedSach verwiesen werden.

In der „Österreichischen Zeitschrift für das Ärztliche Gutachten“ wird vom Betreiber eines Videodolmetsch-Systems eine ad-hoc-Dienstleistung zur Erleichterung dieses Sprachenproblems vorgestellt. Danach soll über eine Videoverbindung im Internet verschlüsselt innerhalb von zwei Minuten ein Dolmetscher zumindest für die im Land am häufigsten gebrauchten Sprachen (genannt sind hier türkisch, bosnisch, serbokroatisch, arabisch, russisch und auch die Gebärdensprache) zur Verfügung stehen, selten gebrauchte Sprachen bedürfen allerdings einer Voranmeldung von Tagen. Zumindest die Fixkosten sind danach gering und keine Begutachtung muss mehr wegen eines fehlenden Dolmetschers verschoben werden.

Im gleichen Heft dieser Zeitschrift findet sich auch noch ein kurzer Erfahrungsbericht hierzu von einem Gutachter der Pensionsversicherungsanstalt Niederösterreich, die als Pilotprojekt erste Erfahrungen mit diesem System der Übersetzung in allen medizinischen Fachbereichen gewonnen hat. Gewöhnungsbedürftig ist nach seinen Ausführungen die Tatsache, dass der Explorand mehr mit dem Bildschirm und weniger mit dem untersuchenden Arzt kommuniziere, schwer in die Kommunikation zwischen Explorand und Dolmetscher einzugreifen sei, und die Erhebung der Anamnese dadurch längere Zeit in Anspruch nehme. Insgesamt sei aber durch den Einsatz des Systems eine deutliche Qualitätssteigerung in der Begutachtungssituation erreicht worden.

(Merschitz P: Videodolmetsch-System im Gesundheitswesen – Begutachtung. Österreichische Zeitschrift für das Ärztliche Gutachten (2014), 5:113

Stippler, St: Videodolmetsch-System in der Begutachtung – Erfahrungsbericht. Österreichische Zeitschrift für das Ärztliche Gutachten (2014), 5: 117)

E. Losch, Frankfurt/Main