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Problematische Begutachtung der MS-Fatigue

Bei Fatigue (abnorm erhöhter Erschöpfbarkeit, die das übliche Funktionsniveau im Alltag beeinträchtigt) handelt es sich um einen der häufigsten Gründe für das Eintreten von Berufsunfähigkeit bei Multipler Sklerose (MS). Problematisch bei der Begutachtung der MS-Fatigue ist, dass diese schwierig zu objektivieren ist und letztlich auf anamnestischen Angaben beruht, erklärt Peter Schwenkreis, Oberarzt und Leiter des MS-Zentrums an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des BG-Universitätsklinikums Bergmannsheil, Bochum, in der Zeitschrift „BUaktuell“ der Gen Re Business School.

Fatigue betrifft ca. 60 % bis 90 % aller MS-Patienten im Laufe ihrer Erkrankung und kann schon sehr früh auftreten. Es besteht keine Korrelation zu den vorhandenen neurologischen Ausfallserscheinungen und Behinderungen. Die Ursachen der MS-Fatigue sind ungeklärt und wahrscheinlich multifaktoriell.

Entscheidend sind letztlich – in Analogie zur Begutachtung von Schmerzen – ein sorgfältiges und detailliertes Erfragen der Beeinträchtigungen im beruflichen und privaten Bereich sowie eine Beurteilung der Plausibilität der geklagten Beeinträchtigungen und Beschwerden in Zusammenschau mit den Befunden. Dabei kommt es darauf an, ob die Schilderungen des Probanden in sich konsistent sind und die Beeinträchtigungen z. B. den beruflichen und den privaten Bereich gleichermaßen betreffen.

Standardisierte Selbstbeurteilungsbögen spiegeln zwar ebenfalls nur eine subjektive Einschätzung des Betroffenen wider; ihre Ergebnisse sollten jedoch zu den berichteten (beruflichen) Einschränkungen passen. Dasselbe gilt für Berichte von Voruntersuchungen und insbesondere über stationäre Rehabilitationsverfahren.

Beim Einsatz neuropsychologischer Testverfahren ist darauf zu achten, ob die Ergebnisse in sich stimmig sind und zu möglicherweise vorhandenen Vorbefunden, aber auch zu den subjektiven Angaben passen. Daneben empfiehlt sich beim Einsatz neuropsychologischer Testverfahren in einer neuropsychologischen Begutachtungssituation immer auch der zusätzliche Einsatz eines Tests zur Beschwerdenvalidierung.

(Schwenkreis P: Multiple Sklerose: Eine facettenreiche Erkrankung richtig einschätzen. BUaktuell, Ausgabe 1/2018, S. 1–6, Hrsg.: General Reinsurance AG, Köln)

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden