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Pneumologische Notfallversorgung der COPD muss verbessert werden

Das europäische COPD-Audit (Studie in 13 europäischen Ländern und 422 Krankenhäusern) hat einige inakzeptable Mängel bei der Notfallversorgung von COPD-Patienten aufgezeigt, die primär in einem Krankenhaus mit dem Symptom Dyspnoe aufgenommen wurden, berichtete Thomas Voshaar, Präsident des Verbandes Pneumologischer Kliniken und Chefarzt der Medizinischen Klinik III am Krankenhaus Bethanien in Moers, auf dem 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) vom 22. bis 25. März 2017 in Stuttgart.

Bei nur etwa 50 Prozent von 16.016 Patienten in der „Real-World“-Untersuchung waren Daten einer Lungenfunktionsuntersuchung verfügbar. Diese Daten aber sind essenziell, um den Schweregrad der Atemwegsobstruktion zu erkennen. Obwohl die Analyse der Blutgase (Bestimmung von Sauerstoff, Kohlendioxid und pH-Wert des Blutes) entscheidend für eine risikoadjustierte Versorgung der Patienten ist, wurde eine Blutgasanalyse nur bei 82 Prozent der Patienten mit Luftnot durchgeführt.

Von diesen Patienten wiesen 45 Prozent eine Erhöhung des Kohlendioxids (CO2) im Blut auf und 19 Prozent hatten infolge der CO2-Retention im Blut eine respiratorische Azidose. Die CO2-Retention und insbesondere die respiratorische Azidose sind aber Surrogatparameter für die Schwere der akuten Erkrankung und robuste Prognoseparameter für die Sterblichkeit im Krankenhaus sowie für die 90-Tage-Mortalität nach Entlassung der Patienten mit einer akuten Exazerbation der COPD.

Trotz der nachgewiesenen hohen Therapieeffektivität erhielten nur 45 Prozent der Patienten mit leichter und 77 Prozent mit schwerer Azidose eine Beatmung. Angesichts einer für die nicht-invasive Beatmung nachgewiesenen Number-needed-to-treat (NNT) von acht zur Vermeidung eines Todesfalles ist dies inakzeptabel, so Voshaar. Elf Prozent der etwa 16 000 Patienten verstarben während der Beobachtungsphase, davon 46 Prozent noch im Krankenhaus.

Die besorgniserregenden Daten des European COPD-Audits haben im Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) zur Entwicklung eines Pilotprojektes zur Verbesserung der Notfallversorgung von Patienten mit Dyspnoe geführt. Bisher gibt es keine einheitlichen Vorgaben zur Struktur (vor allem Geräteausstattung und Personal) sowie zu einer risikoadjustierten Notfallversorgung von Patienten mit akuter Exazerbation der COPD beziehungsweise mit dem führenden Symptom Luftnot.

Geplant ist die Einrichtung und Evaluation von Respiratory Failure Units (RFU) in Analogie zu den sehr erfolgreichen Stroke-Units in der Neurologie und den Chest-Pain-Units in der Kardiologie. Zu den wesentlichen Strukturvorgaben müssen ein erfahrenes Team von Pneumologen mit Beatmungserfahrung sowie die Möglichkeit der Point-of-Care-Analyse der Lungenfunktion und der Blutgase, der Sonografie und der Echokardiografie sowie der vor Ort einleitbaren nicht-invasiven Beatmung gehören. Diagnostische und therapeutische Algorithmen müssen angepasst an Risikofaktoren im Sinne der Prozessqualität etabliert werden.

Bei einer in vielen Studien gezeigten Wiederaufnahmequote von 25 bis 35 Prozent in einem Beobachtungszeitraum von 90 Tagen nach Entlassung müssen auch Versorgungsstrategien für die Zeit nach der Klinikentlassung entwickelt werden.

(Hartl, S et al.: Risk of death and readmission of hospital-admitted COPD exacerbations: European COPD Audit. Eur Respir J (2016), 47 (1): 113–121)

G.-M. Ostendorf, Wiesbaden