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Editorial

Geleitwort von Freunden:

Bernhard Widder absolvierte zuerst ein Studium Maschinenbau und Medizintechnik an den Universitäten Karlsruhe und Stuttgart. Er promovierte 1977 an der Universität Ulm zum Dr. rer. biol. hum. mit einer Arbeit zum Thema „Entwicklung und Vergleich verschiedener Methoden zur unblutigen Vorsorgeuntersuchung auf operable Stenosen der Arteria carotis“, wofür er 1979 den Wissenschaftspreis der Stadt Ulm erhielt. Anschließend studierte er an der Universität Ulm Humanmedizin, wo er 1983 zum Dr. med. promovierte, diesmal mit einer durch den Promotionspreis der Universität Ulm ausgezeichneten Arbeit zum Thema „Restharnmessung bei neurogenen Blasenstörungen mit einem neu entwickelten Kleinst-Ultraschall-Gerät“. Nach seiner Habilitation 1988 wurde er Oberarzt an der Neurologischen Universitätsklinik Ulm, 1994 außerplanmäßiger Professor und 1996 Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurologie und Neurologische Rehabilitation des Bezirkskrankenhauses Günzburg. Unter seiner Führung entstand ein überregionales Schlaganfallzentrum mit telemedizinischer Versorgung über Günzburg hinaus, das zwischenzeitlich in das weiter ausgedehnte Neurovaskuläre Zentrum Südwest-Bayern (NEVA) übergegangen ist. Ein weiterer Schwerpunkt war der Aufbau eines interdisziplinären Schmerzzentrums für Patienten mit neurologischen und psychosomatischen Erkrankungen.

Passend zur „Doppelgleisigkeit“ seiner akademischen Ausbildung war und ist das wissenschaftliche Interessengebiet von Bernhard Widder weitgespannt: Er hat wichtige Beiträge zur Ultraschalldiagnostik der hirnversorgenden Arterien geliefert. Er war Herausgeber des Buches „Transkranielle Doppler-Sonographie bei zerebrovaskulären Erkrankungen“ (Springer 1986), das von dem in mehrfachen Auflagen erschienenen Buch Widder/Görtler „Doppler- und Duplexsonographie der hirnversorgenden Arterien“ (Springer) abgelöst wurde. Seine hohen Verdienste wurden mit der Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) gewürdigt.

Ein anderer, zu diesem Sonderheft führender Schwerpunkt liegt aber seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Begutachtung, wobei er aufgrund seiner Facharztqualifikationen in der Neurologie und Psychiatrie in besonderer Weise qualifiziert war, die nicht selten interdisziplinären Fragestellungen von Gerichten und anderen Auftraggebern zu bearbeiten. Er hat dabei wesentlich zur Aufwertung der neurowissenschaftlichen Begutachtung und zur Einführung wissenschaftlicher Standards und Qualitätsanforderungen in der Begutachtung beigetragen. So war er an der Entwicklung zahlreicher gutachtlich relevanter Leitlinien beteiligt, wie „Grundlagen der medizinischen Begutachtung“, „Die Begutachtung von idiopathischen und symptomatischen Kopfschmerzen“, „Begutachtung nach gedecktem Schädelhirntrauma“, „Leitlinien für die Begutachtung von Schmerzen“ und zur „Begutachtung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen“.

Er ist Mitbegründer des 1997 gegründeten „Arbeitskreises Neurologische Begutachtung“ in der DGN, der auf seine Initiative 2000 in den gemeinnützigen Verein „Arbeitsgemeinschaft Neurologische Begutachtung ANB in der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e. V.“ und schließlich 2009 in die „Deutsche Gesellschaft für Neurowissenschaftliche Begutachtung e. V. (DGNB)“ überführt wurde, an der neben der Deutschen Gesellschaft für Neurologie mittlerweile auch die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie sowie die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie beteiligt sind. Bernhard Widder war über viele Jahre Schriftführer dieser Gesellschaft. Er ist ihr Ehrenmitglied und noch immer Motor für Weiterentwicklungen.

Auch lag ihm seit jeher die Fortbildung des gutachterlichen Nachwuchses am Herzen. Auf seine Initiative und unter seiner Federführung wurde 2001 das Ausbildungscurriculum „Grundlagen der neurologischen Begutachtung“ entworfen und durchgeführt, das 2005 von der Bundesärztekammer als curriculäre Fortbildung „Grundlagen der medizinischen Begutachtung“ übernommen und 2014 in die gleichnamige strukturierte curriculäre Fortbildung überführt wurde.

Fortbildung kommt nicht ohne Lehrbuchliteratur aus, die gleichermaßen didaktisch klug und inhaltlich korrekt sein muss, im Bereich der Begutachtung noch mit der zusätzlichen Schwierigkeit rechtlicher und damit für den medizinischen Leser fachfremder Rahmenbedingungen. Das von Rauschelbach und Jochheim begründete Werk „Das neurologische Gutachten“ wurde von ihm 2007 übernommen und gemeinsam mit dem Linksunterzeichner unter dem Titel „Begutachtung in der Neurologie“ in der demnächst 3. Auflage fortgeführt. Es hat sich zum Standardwerk in der Begutachtung entwickelt, wobei Bernhard Widder auch für andere Begutachtungswerke, wie etwa dem „Kursbuch der ärztlichen Begutachtung“, herausgegeben von Ludolph, Schürmann und Gaidzik, inhaltliche Verantwortung in den Kapiteln zur neurologischen und psychiatrischen Begutachtung übernommen hat.

Das Bemühen um Qualitätssicherung und -verbesserung im Gutachtenwesen einerseits und sein Einsatz im Aus- und Fortbildungsbereich andererseits haben ihn schließlich auch zu seiner langjährigen Mitarbeit in der Schriftleitung des MedSach motiviert und zu einem beständigen Autor entsprechender Fachaufsätze werden lassen. So lag es mehr als nahe, für die Ehrung zu seinem 65. Geburtstag dieses Fachorgan zu wählen. Den Kollegen und zumeist langjährigen Weggefährten Bernhard Widders für ihre spontane Bereitschaft, diese „Festschrift“ der besonderen Art durch ebenso zahlreiche wie gehaltvolle Beiträge zu bereichern, und nicht zuletzt dem Gentner-Verlag für seine nicht minder spontane Unterstützung bei diesem Projekt gilt unser herzlicher Dank!

Alle Beteiligten verbinden ihre Glückwünsche an den Jubilar mit der Hoffnung, dass er noch „ad multos annos“ bei bester Gesundheit, gewohnter Schaffenskraft und dem ihm eigenen Humor seinen Freunden erhalten bleibt und das medizinische Gutachtenwesen prägen wird.

P. W. Gaidzik, P. Marx, Witten/Berlin

Wissenschaft: Es ist nicht ihr Ziel, der unendlichen Weisheit eine Tür zu öffnen, sondern eine Grenze zu setzen dem unendlichen Irrtum.

Bertolt Brecht