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Psychologische Mess- und Testverfahren für die Begutach-tung im Sozial-, Zivil- und Verwaltungsrecht – Übersicht und Anwendung

Dohrenbusch, R., 220 Seiten, Frankfurt, Referenz-Verlag, 2015, € 29,80.

ISBN 976-3-943441-19-2

Die valide Erfassung psychischer Eigenschaften und psychosozialer Funktionen zählt zu den zentralen Aufgaben medizinischer und psychologischer Sachverständiger. Da psychodiagnostische Kompetenzen im medizinischen Studium kaum vermittelt werden, zugleich aber insbesondere medizinische Gutachter mit Problemen der Erfassung und Quantifizierung psychischer Merkmale immer wieder konfrontiert sind, sind Orientierungshilfen zum Gebrauch und zur Bewertung psychologischer Testmethoden dringend geboten.

Das Buch von Dohrenbusch versucht diese Lücke zu schließen. Es gliedert sich in drei Hauptteile: Der erste Teil über psychometrische Diagnostik in der Begutachtung informiert über Erfordernisse psychodiagnostischer Messung und Urteilsbildung. Dies geschieht sowohl aus allgemein testtheoretischer Perspektive, als auch bezogen auf spezielle sozial-, zivil- und verwaltungsrechtliche Fragestellungen. Der Leser erfährt auch, wie differenziert sich das psychologische Testangebot mit über 6000 Verfahren mittlerweile darstellt, und versteht, warum deren Anwendung eine eigene psychologische Fachkompetenz erfordert. Im umfangreichen zweiten Kapitel werden insgesamt 191 psychologische Testverfahren in alphabetischer Reihenfolge skizziert. Dem Kapitel vorangestellt ist eine Übersicht, die die beschriebenen Testverfahren jeweils gutachterlichen Schwerpunkten zuordnet. Alle Testskizzen enthalten eine orientierende Beschreibung des Verfahrens mit Hinweisen zur Verwendung in der Begutachtung. Im dritten Kapitel werden gängige Fragen zum Gebrauch psychologischer Tests gestellt und beantwortet. Diese betreffen die Grundlagen psychologischer Testtheorien, Probleme der Testanwendung sowie Fragen der Ergebnisinterpretation.

Ein Buch wie das Vorgelegte muss zwangsläufig ein Kompromiss bleiben. Weniger als 5 % der derzeit verfügbaren deutschsprachigen Verfahren werden dargestellt. Der Leser kann also keinesfalls davon ausgehen, hier einen vollständigen Überblick über die Möglichkeiten psychologischer Testung zu erhalten. Ein Kompromiss ist das Werk auch bezogen auf die Fragen und Antworten zum Gebrauch psychologischer Tests. Diese beleuchten zwar wichtige Bereiche der Anwendung, aber angesichts der Komplexität testtheoretischer Hintergründe und Methoden bilden sie keinesfalls das ganze Spektrum testpsychologischer Probleme in der Einzelfallanalyse ab.

Positiv hervorzuheben und praxisnah ist dabei die thematische Gliederung der Tests in Anlehnung an die aktuelle Leitlinie zur Begutachtung psychischer Erkrankungen. Besonders hilfreich dürfte das Werk für Auftraggeber von Gutachten sein, die psychologische Testergebnisse und Befunde in Verwaltungs- und Rechtsentscheidungen miteinbeziehen müssen. Angesichts der wachsenden Bedeutung, die psychologischer Diagnostik derzeit in der Begutachtung v.a. psychischer Krankheitsfolgen zukommt und die sicher noch weiter zunehmend zukommen wird, sei das Buch vor allem Auftraggebern von Gutachtern (Richtern, Leistungsregulierern), aber auch medizinischen Sachverständigen, die selbst psychologische Tests durchführen oder die mit psychologischen Gutachtern zusammenarbeiten, zur Lektüre empfohlen.

R. Brockhaus, Duisburg