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Neurodegenerative Erkrankungen und Kriminalität

Dass Veränderungen im präfrontalen Kortex wie auch allgemein neurodegenerative Erkrankungen mit Verhaltensauffälligkeiten von Verflachung charakterlicher Züge über Minderung der sozialen Distanz bis hin zu kriminellen Delikten einhergehen können, ist keine neue Erkenntnis. In einer aktuellen Studie haben Liljegren und Mitarbeiter Typ und Häufigkeit krimineller Auffälligkeiten bei 2397 Patienten mit der Diagnose einer neurodegenerativen Erkrankung untersucht.

Von diesen Patienten hatten insgesamt 8,5 % eine kriminelle Auffälligkeit gezeigt. Nach Diagnosen differenziert waren dabei wiederum 7,7 % Patienten mit einer Alzheimer-Krankheit, 20 % Patienten mit einer Huntington-Chorea, 27 % Patienten mit der Variante einer primär progressiven Aphasie der frontotemporalen Demenz und 37,4 % Patienten mit der Variante einer Verhaltensauffälligkeit dieser frontotemporalen Demenz. Patienten mit dieser letztgenannten Variante der frontotemporalen Demenz fielen durch Hausfriedensbruch, Verkehrsdelikte, Sexualdelikte, Diebstahl und öffentliches Urinieren auf, während bei Patienten mit Alzheimer-Krankheit mehr Verkehrsdelikte, bedingt durch die nachlassende Funktion des Gedächtnisses, gezählt wurden. Sexualdelikte waren auch allgemein häufiger bei männlichen Patienten zu beobachten. Da die psychischen Auffälligkeiten dem Ausbruch neurologischer Defekte zeitlich vorangehen können, ist nach Auffassung der Autoren bei derartigen kriminellen Delikten an das Vorliegen einer dieser Erkrankungen immer zu denken.

(Liljegren M, Naasan G, Ternlett J, Perry DC, Rankun KP, Merrilees J, Grinberg L, Seely W, Englund E, Miller B: Criminal Behaviour in Frontotemporal Dementia an Alzheimer Disease. JAMA Neurol. Jan 2015. doi:10.1001/jamaneurol.2014.3781)

E. Losch, Frankfurt/Main 

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