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Commotio cerebri und Parkinson-Syndrom

Dass eine Commotio cerebri keinesfalls zu den harmlosen Folgen eines Unfallereignisses gehört ist in verschiedenen Studien bereits nachgewiesen worden. Die unmittelbaren Folgen des traumatischen Ereignisses mögen zwar meist milde ausgeprägt sein und zunächst keinerlei Folgen für das weitere Leben mit sich bringen. Der Blick auf mögliche Langzeitfolgen lässt jedoch diese früher häufig angenommene Harmlosigkeit einer Commotio cerebri heute anders beurteilen.

Allein ihre Häufigkeit muss den Blick auf Spätfolgen richten lassen. In den Vereinigten Staaten suchen jährlich etwa 1,3 Millionen Patienten Notfallambulanzen mit einer Commotio cerebri und Bewusstseinsverlust auf. Crane und Mitautoren von der University of Washington, Seattle, konnten für eine Studie die Daten von 7130 älteren, zuvor regelmäßig klinisch und auch auf kognitive Einschränkungen hin untersuchten Erwachsenen analysieren, von denen 865 zu einem früheren Zeitpunkt eine Commotio cerebri mit Bewusstseinsverlust erlitten hatten, 142 davon mit einer solchen Bewusstlosigkeit von mehr als einer Stunde. Untersucht wurden Beziehungen zwischen dieser Commotio cerebri und dem späteren Auftreten einer Demenz, einer Alzheimer-Krankheit, einer leichten neurokognitiven Einschränkung und eines Parkinson-Syndroms. Von 23 % der in der Studie eingeschlossenen Teilnehmer lagen obendrein Befunde einer neuropathologischen Hirnuntersuchung vor.

Die Ergebnisse ließen keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen einer Commotio cerebri und einer Demenz erkennen, ferner nicht zu einer Alzheimer-Krankheit. Auch die neuropathologischen Befunde waren diesbezüglich nicht wegweisend, die für eine Alzheimer-Krankheit typischen Beta-Amyloidablagerungen konnten nicht nachgewiesen werden. Ein statistischer Zusammenhang war hingegen herzustellen zum Auftreten eines Parkinson-Syndroms, wobei eine Bewusstlosigkeit von mehr als einer Stunde mit einem dreifach erhöhten Risiko korreliert werden konnte. Neuropathologisch zeigte sich in dieser letzten Gruppe ein erhöhtes Risiko für zerebrale Mikroinfarkte, wobei aber auch in der Gruppe mit einer Bewusstlosigkeit von unter einer Stunde eine erhöhte Anzahl so genannter Lewy-bodies auffällig war.

(JAMA Neurol. Published online July 11, 2016. Doi:10.1001/jamaneurol. 2016.1948)

E. Losch, Frankfurt/Main